«Basiskompetenzen im Digitalzeitalter stärker fördern»

Stuttgart/Freiburg, 18. Januar – Miserable Berufsaussichten haben Schüler, die nicht oder nur mangelhaft lesen und rechnen können. Das betrifft immer mehr Schulabgänger. Viele verlassen die Schule ohne Abschluss oder als funktionale Analphabeten. Das zeigen der Bildungsbericht der Bundesregierung und die Erfahrungen in den Caritas-Einrichtungen der Jugendberufshilfe. Dieser Trend zeichnet sich vor allem bei ausländischen Jugendlichen ab. Kompetenzen fehlen im Lesen, aber auch im Schreiben und Rechnen. Ihr Risiko, einmal von staatlichen Leistungen abhängig zu werden, ist hoch. Da die Digitalisierungsoffensive an Schulen verstärkt den Umgang mit Medien in den Mittelpunkt rückt, fordert die Caritas Baden-Württemberg, gleichzeitig wieder deutlich mehr Wert auf die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen zu legen. «Wir müssen dem funktionalen Analphabetismus massiv entgegensteuern. Denn wer nicht in der Lage ist, Texte zu ver-stehen, wird komplett abgehängt. Dieser Effekt verstärkt sich mit der Digitalisierung», warnen die Caritasvorstände Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock (Rottenburg-Stuttgart) und Mathea Schneider (Freiburg) anlässlich des katholischen Josefstages.

Das Wissen um eine digitale Plattform gehöre genauso in den Unterricht wie das Wissen um die deutsche Rechtschreibung und Mathematik. Dringenden Handlungsbedarf sieht die Caritas in der Sprachförderung für junge Flüchtlinge. Die für sie vorgesehenen Sprachkurse seien keinesfalls ausreichend, wie die Praxis zeige. Die Caritas sieht zudem das Problem, dass viele Schüler trotz mangelnder Basiskompetenzen einen Schulabschluss schaffen: «Viele Schüler kommen durch die Schule, obwohl sie nur schlecht lesen oder rechnen können. Das Problem beginnt dann aber mit den Anforderungen in einer Ausbildung», so die Caritasvorstände.

Damit Schüler in guter Atmosphäre lernen können, schaffe auch die Schulsozialarbeit wichtige Rahmenbedingungen. «Schulsozialarbeit stärkt die emotionale Sicherheit der Schüler. Das hilft, damit die Schüler mit mehr Frustrationstoleranz, Selbstbewusstsein und auch Zuversicht unterwegs sind. Nur wer emotional einigermaßen ausgeglichen ist, kann sich überhaupt auf den Lernstoff einlassen», so Schneider und Holuscha-Uhlenbrock. Mehr Investitionen in den Ausbau der Schulsozialarbeit seien daher notwendig.

Auch dürfe die frühe Leseförderung in Kitas nicht nur auf die Schultern von Ehrenamtlichen verlagert werden. Denn ob sich in einem Kindergarten Ehrenamtliche engagierten, sei zufällig und hänge von der jeweiligen Situation vor Ort ab. «Wenn die Kinder schon vor der Einschulung vorgelesen bekommen, fördert das aber ihre Fertigkeiten in Bezug auf Grammatik und Wortschatz. Das müssen wir durch den flächendeckenden Einsatz von Honorarkräften, die vorlesen, gezielt fördern», unterstreichen die Caritasvorstände.

Laut Bildungsbericht der Bundesregierung «Bildung in Deutschland 2018» ist die Quote der Abgänger ohne Schulabschluss nach langjährigem Rückgang zuletzt wieder angestiegen. Dabei handelt es sich vor allem um einen Anstieg bei ausländischen Jugendlichen. Der Bericht zeigt auch: Fast jeder 10. Jugendliche der Jahrgangsstufe 9 verfehlt den Mindeststandard im Leseverstehen.

Der Josefstag am 19. März ist ein bundesweiter Aktionstag katholischer Träger und Einrichtungen. Durch zahlreiche Aktionen machen sie auf die Bedeutung der Jugendberufshilfe und Jugendsozialarbeit aufmerksam.

Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche vertritt die Caritas in Baden-Württemberg rund 3.800 Einrichtungen mit mehr als 175.000 Plätzen in unterschiedlichen Hilfefeldern, in denen 65.000 Mitarbeiter/innen tätig sind.

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