Homöopathie: Die andere Seite der Evidenz-Debatte

Homöopathie und die konventionelle Medizin. (Bildquelle: © by paul – Fotolia)

Naturheilkundler Prof. Dr. med. Michalsen hinterfragt, was an der Schulmedizin evidenzbasiert ist

Als «hochproblematisch» kennzeichnet der Berliner Professor Dr. med. Andreas Michalsen, der als Chefarzt am Immanuel Krankenhaus in Berlin und Professor für klinische Naturheilkunde an der Charite arbeitet, die Tatsache, dass 90 Prozent aller Studien zur Wirkungsweise von Medikamenten von der Pharmaindustrie finanziert werden. Zugleich betont der Mediziner, dass auch Bereiche der Schulmedizin keinesfalls lückenlos wissenschaftlich abgesichert seien. Michalsen leistet damit einen Beitrag zur aktuellen Debatte um die Wirkungsweise der Homöopathie, in der die Gegner dieser Heilmethode vor allem die mangelnde Evidenz in den Vordergrund rücken. Dafür hat Professor Michalsen eine einleuchtende Erklärung.

Homöopathie: Scheitert die Evidenz am Geldbeutel?

Nach Einschätzung des Berliner Medizin-Professors ist es einfach zu erklären, warum es über die Wirkung von naturheilkundlichen Verfahren im Vergleich zur konventionellen Medizin wenig wissenschaftlich gesicherte Belege gibt. Die Evidenz falle nicht vom Himmel, stellt Michaelsen im Interview mit dem Hauptstadtnetzwerk «Gesundheitsstadt Berlin» heraus. Denn 90 Prozent der Studien im Bereich der Medizin würden von der Pharmaindustrie bezahlt. In der Naturheilkunde falle die finanzielle Förderung gering aus, weil sich hier nichts patentieren lasse. Der Professor verweist dazu auf die Behandlung der Volkskrankheit «Arthrose». Solange an einer Endoprothese aus Titan Industrie, Ärzte und Krankenhaus gut verdienen, gebe es keinen Anlass, darüber zu forschen, ob alternative Methoden helfen können. Die Evidenz sei dort am größten, wo es die meisten bezahlten Studien gibt.

Homöopathie und Evidenz – auch die konventionelle Medizin ist nicht durchgängig evidenzbasiert

Evidenz ist nicht nur in der Homöopathie und anderen Bereichen der Naturheilkunde nicht lückenlos nachgewiesen. Auch darauf weist Prof. Michalsen hin. Er nennt als Beispiel eine Untersuchung aus dem Jahr 2013, die sich mit den Leitlinien der Onkologie befasst. Ihr Ergebnis zeige, dass nur sechs Prozent der Empfehlungen in den Leitlinien ein Evidenz-Level von 1 aufweisen und folglich gute randomisierte Studien zur Verfügung stehen. Der weitaus größere Anteil, nämlich 94 Prozent, basieren Michalsen zufolge auf geringer Evidenz oder Meinung von Experten.

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