Weltmännertag: Zu viele Menschen sterben durch Herztod
Städte und Landkreise müssen beim Kampf gegen den Herztod mehr tun. Das fordert die Björn Steiger Stiftung zum Weltmännertag am 3. November. «Der Weltmännertag rückt das Thema Gesundheit in den Fokus – für uns ein wichtiger Anlass, darauf hinzuweisen, dass das Engagement gegen den Herztod nach wie vor zu gering ist», sagt Stiftungs-Präsident Pierre-Enric Steiger. Zu wenige Städte und Gemeinden seien in ausreichender Zahl mit Laien-Defibrillatoren ausgestattet. Und zu wenige Einwohner seien mit Erster Hilfe vertraut und könnten im Notfall eingreifen. «Oft genug kommt dann jede Hilfe zu spät, hier muss sich etwas ändern!», so Steiger.
Etwa 100.000 Menschen in Deutschland sterben im Jahr am Herztod. Bei Männern ist das Risiko größer als bei Frauen. «Das hat mehrere Gründe», sagt Klaus Dietrich, Bildungsreferent für medizinische Ausbildung der Björn Steiger Stiftung. Gerade bei Männern erhöhe eine sorglose Einstellung zum Lebensstil das Risiko für die Entstehung von Herzerkrankungen. Dies hätten Untersuchungen gezeigt. Ungesunde Lebensgewohnheiten wie falsche Ernährung würden zu Herzerkrankungen entscheidend beitragen, so Dietrich, da über 60 Prozent der Männer häufig vitaminarme, fettige und salzige Speisen bevorzugten. Regelmäßiger Verzehr von Alkohol, Nikotinaufnahme und mangelnde Bewegung seien weitere Faktoren. «Gerade die Kombination dieses Lebensstils führt zu Übergewicht und damit zu weiteren Voraussetzungen für Herzerkrankungen», sagt Dietrich.
Eliminieren lässt sich das Herztod-Risiko bei Männern – wie auch bei Frauen – nicht. Was ist also im Notfall zu tun? Ersthelfer müssen mit einer Herzdruckmassage sofort beginnen und ein AED-Gerät (AED = Automatisierter Externer Defibrillator) einsetzen. Solch ein Gerät kann ein aus dem Takt gekommenes Herz durch Stromimpulse in Verbindung der Herzdruckmassage wieder zu einem normalen Herzschlag anregen. «Es ist essenziell, dass diese Maßnahmen sofort durchgeführt werden», warnt Dietrich. Denn bis nach Absetzen des Notrufs professionelle Hilfe komme, vergehe Zeit. Und bereits nach fünf Minuten ohne Herzdruckmassage blieben bei Betroffenen meistens irreparable Schäden zurück.
Die Zahl der bundesweit aufgestellten Laien-Defibrillatoren lässt nach Ansicht der Björn Steiger Stiftung aber zu wünschen übrig. «Das richtige öffentliche Bewusstsein fehlt – und das bei den vielen Opfern, egal ob Mann oder Frau!», kritisiert Präsident Steiger. Politik und Verwaltung vor Ort stünden in der Pflicht. Nötig sei, Defibrillatoren den gleichen hohen Stellenwert wie den stets sehr präsenten Feuerlöschern einzuräumen. «Der Brandfall wird vor Ort immer mit bedacht. Da müssen wir, was Defibrillatoren angeht, hinkommen», so Steiger. Nötig seien auch öffentliche Schulungen, um Hemmungen beim Thema Erste Hilfe abzubauen.
Die Björn Steiger Stiftung zeigt hier viel Engagement. 2013 startete das Projekt «100.000 Leben zu retten», um die Massenverbreitung von Laien-Defibrillatoren voranzutreiben. Das Konzept: an belebten Orten wie Rathäusern und Supermärkten mit lokalen Partnern AED-Säulen aufstellen. Aktuell werden ganze Landkreise und Städte «herzsicher» gemacht. Der Landkreis Freudenstadt in Baden-Württemberg ist schon so weit – mit über 120 Laien-Defibrillatoren steht hier pro 1.000 Einwohner ein «Lebensretter» bereit. Um die Breitenausbildung der Bevölkerung zu garantieren, werden neben öffentlichen Schulungen zur Wiederbelebung mit Einsatz eines Defibrillators auch die Projekte «Ritter Björn» für Kindergarten- und Vorschulkinder sowie «Retten macht Schule» für weiterführende Schulen eingebunden. So werden gleich mehrere Altersgruppen auf Notfälle vorbereitet.
Björn Steiger Stiftung
Auf dem Heimweg vom Schwimmbad wurde der achtjährige Björn Steiger von einem Auto erfasst. Es dauerte fast eine Stunde bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, er starb am Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger gründeten daraufhin am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung als gemeinnützige Organisation mit dem Ziel die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Meilensteine dieses Engagements sind z. B. die Einführung der bundesweit kostenfreien Notrufnummer 110/112, der Aufbau der Notruftelefonnetze an deutschen Straßen, die Einführung des Sprechfunks im Krankenwagen, Aufbau der Luftrettung oder die Einführung der kostenlosen Handyortung bei Notruf. Aktuelle Initiativen widmen sich insbesondere dem Frühgeborenentransport, der Breitenausbildung in Wiederbelebung und Frühdefibrillation sowie der Sensibilisierung von Grundschülern für den Notfall.
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